Die Geschichte der Elefanten-Apotheke seit 1575 wurde von Apotheker Walter Rose in mühsamer Recherche lückenlose aufgearbeitet und als Buch veröffentlicht. Die Kapitel über die Apothekeninhaber werden hier wiedergegeben:
Jorgen Pepper
„Item mester Pepper abotecker is eyn borger geworden anno 1575„
Mit dieser Eintragung in das Bürgerbuch der Stadt Steinfurt zu Antonius (am 17. Januar 1575) beginnt die Geschichte der zunächst als „Holtermannsche-„, dann als „Einhorn-“ und heute als „Elefanten-Apotheke“ bezeichneten ältesten Burgsteinfurter Apotheke.
Der Apotheker Jorgen Pepper hat sich höchstwahrscheinlich auf Veranlassung des gräflichen Leibartzes Arnold Holtermann (1556–1603) in Steinfurt niedergelassen, denn Arnold Holtermann besaß das Haus Steinstr. Nr. 9, in dem die Apotheke eröffnet wurde. Man kann sich denken, dass Arnold Holtermann als Arzt für gute Arzneizubereitungen Sorge tragen wollte. Er stammt aus einer der angesehensten Familien der drei Grafschaften Bentheim, Tecklenburg und Steinfurt. Sein Vater Hinrich heiratete eine Anna von Bentheim, so dass die Familie auch mit dem Grafenhaus verwandt war.
Er erwarb 1543 mit seiner Familie das Bürgerrecht.
Aus dieser Familie sind Richter, Doktoren beider Rechte und gräfliche Räte hervorgegangen, darunter auch sein Bruder und sein Neffe.
Arnold Holtermann erscheint in einer Urkunde von 1585 und 1599 als Besitzer des Hauses auf der Steinstrasse Nr. 9, früher 125, in welchem sich bis 1714 die Holtermannsche Apotheke befunden hat. Er wird in den Jahren 1556 bis 1561 als Küchenmeister und Feldscherer (Arzt) der Grafen von Bentheim-Steinfurt genannt, 1593 heißt er noch Küchenmeister, 1601 aber wird er ehrenhafte, wohlerfahrene Meister Arndt Holtermann als gräflich-bentheimischer Leibarzt bezeichnet. Seine Frau Sara Rakers hat 1585 mit ihren Kindern das Bürgerrecht erworben.
Arnold Holtermann brachte es zu so großem Wohlstand, dass er 1602 in seinem Testament der Hohen Schule (Gymnasium Illustre Arnoldinum) 200 Reichstaler für Stipendien für bedürftige Studenten bestimmte. Diesen Wohlstand verdankte er sowohl der Apotheke in seinem Hause als auch seiner vielseitigen Tätigkeit: er war bei Gelegenheit auch Chirurg, Steinschneider, Zahnausreißer, auch renkte er Knochen ein und konnte Pferde schneiden. Am Hofe war er Küchenmeister, er hatte die Speisen und Getränke zu „kredenzen“, das heißt zu kosten und zu beglaubigen. Für die Tätigkeit als Küchenmeister erhielt er im Jahre 1578 zum Beispiel zwölf Reichstaler.
Zu seinen Lebzeiten regierte Graf Arnold IV. (1554–1606), der Stifter der Hohen Schule. Aus einer von einem unbekannten Zeitgenossen verfassten Lebensbeschreibung (von Prof. Döhrmann 1903 herausgegeben) wissen wir, dass Graf Arnold IV. oft krank war. Im Jahre 1591 fand eine Ärztebesprechung statt, mit einem Bericht „Ihr Gn. Leib- und Hofarzt oder Barbiers M. Arendt Holtermann, dem hochgelehrten Galeon Wijer, dem Markgraflichen Medicus Beffard, und noch anderen Doctores, an Ihrer Gn. Leibis Disposition haben.“ Der Befund und die Beratung dieser Ärzte ist aber eine ausgezeichnete Darstellung der Krankheit des Grafen Arnold IV. und erlaubt Rückschlüsse auf den Stand der damaligen medizinischen Kenntnisse.
Der Arzt D. Martellus erhielt 1591 eine Anstellung für vier Jahre und eine Besoldung von 1200 fl. Talern und 8 Molt Roggen und 3 Molt Gerste.
Der Leibarzt Arendt (Arnold) Holtermann erhielt 1591 als Dank für seine medizinische Beratung und für Kurkosten den Gründgrund Wennickhorst von Hallaus Wiese bis zur Landwehr zur Anlage einer Fischerei und Errichtung eines Hauses.
Einen großen Dienst erwies Arnold Holtermann der gräflichen Familie, als der junge Herr, der Sohn des Grafen, eines Tages krank aus der Schule kam. Dieser war schon von Kind auf schwächlich gewesen, weil die Ammen dem Kind betrügerisch die Milch entzogen hatten, was nicht gleich festgestellt worden war. Er hatte dann auch die Pocken und blieb dadurch schwächlich. Und nun ereilte ihn ein schweres Fieber und danach wuchs ihm an der linken Seite des Leibes ein Geschwür. Arnold Holtermann riet zu einer Notoperation, da er Lebensgefahr sah. Die Eltern stimmten zu und so wurde der Jüngling operiert, wonach sein Leben gerettet war und er langsam genas, und durch sorgfältige Pflege und „Gottes gnadt“ wurde er schließlich gesund und stark.
Die Chirurgen in Steinfurt hatten noch viele andere Gelegenheiten, ihre Kunst auszuüben, vor allem seit die Hohe Schule (Gymnasium Illustre Arnoldinum) bestand. Im Senatsprotokoll findet man immer wieder Angaben über nächtliche Schlägereien der Studenten mit ihresgleichen oder mit Bürgern der Stadt. Der Schuldige wurde, falls man ihn feststellen konnte, mit Karzer bestraft, außerdem mußte er den „Arztlohn“ für den Chirurgen bezahlen. Manchmal wurde auch der Schlichter verprügelt, wie eine Notiz vom 20.1.1620 berichtet: „Vor des Apothekers Haus mit einer Rause (Knüppel) geschlagen, uff der Gassen (Steinstraße) hin und wieder schlagend sich brauchen lassen, woruff der Apotheker geletzt (verletzt) und D. Westenberg (der spätere Prof. med., der bei dem Apotheker wohnte) mit einem Stein verwundet worden, ad poenam carceris condemnirt ( mit Karzer bestraft )“. Im Dezember 1591 wird ein Apotheker Drees erwähnt, vermutlich als Mitarbeiter in der Holtermannschen Apotheke. Zu Neujahr 1697 stellte der Graf Ernst einen neuen Chirurgen ein, dessen Ein-stellungsurkunde erhalten ist. Darin führte der Graf aus, dass ihm der Chirurg Hermann Wilbers als sehr geschickter und gelehrter Wundarzt empfohlen wurde und er ihn deshalb einstellen werde. Seine Aufgaben seien: Behandlung von Brüchen, Aderlassen, Schröpfen, Wundheilen, Setzen von Klistieren, Gabe von Abführmitteln, Anlegen von Pflastern und ähnliches bei Hofe. Er solle diese Aufgaben immer bereitwillig wahrnehmen, sie nie verweigern und seine Erfahrung in den Dienst des Hofes stellen. Dazu solle er den Amtseid schwören. Zur Sicherheit der Behandlung möge er sich mit dem Hofarzt beraten. Die Medikamente solle er sich auf Kosten der Hofhaltung in der Apotheke besorgen. Für seine Dienste am Hof erhalte er jährlich acht Reichstaler auf Michaelis.
Ein Einzelzettel im Aktenbüdel der ratsprotokolle des fürstlichen Archivs vom 17. 1. 1597 beschäftigt sich mit einer unbezahlten Rechnung des Apothekers: Demnach wurde eine Rechnung (des Grafen?) nicht bezahlt und die Säumnis über den rat der Stadt dem Brafen gegenüber erwähnt, weil der Apotheker dringend das Geld brauchte. Schließlich hat er sich mit einem Abschlag zufriedengegeben.
Ist die Geschichte der Elefanten-Apotheke noch deutlich älter?
Es existiert ein Bronze-Mörser von 1522, welcher sich nunmehr im Privatbesitz einer Gronauer Arztfamilie befindet, deren Vorfahren aus Burgsteinfurt stammen. Die Familie weiß von ihren Vorfahren, dass dieser Mörser aus der Elefanten-Apotheke stammt. Der Mörser trägt die Aufschrift: ihesus + maria + johannes + anno + domini + M + D + XXII